Die Vorlage für das aktuelle Projekt bildet der Film „Moulin Rouge!“ (2001) von Baz Luhrman (*1962). Wir versuchten nicht, diesen Film zu kopieren, sondern die Geschichte auf unsere eigene Weise umsetzen. Was wir vom Film übernehmen wollen, sind neben der Haupthandlung das Tempo und die vielen musikalischen Wechsel. „Moulin Rouge!“ spielt in einer Welt von Künstlern und Publikum, Dichtern und Tänzerinnen, Verrückten und Träumern. Es geht um einen jungen Autor mit der Vision eines spektakulären Musiktheaterstücks. Die Bühne und die Proben diktieren das Leben aller Beteiligten. Die grossen Wünsche nach Scheinwerferlicht und die Leidenschaft für die Kunst sind der Lebensinhalt der Bohème. Die Tänzerinnen des Moulin Rouge waren keine Prostituierten, sondern Performerinnen mit schrägen Nummern, Talenten und meist tragischem Lebenslauf. Die Liebestragödie zwischen Elliot und Satine, alle Verwirrungen und Intrigen, geschehen auf und hinter den Kulissen dieser Theaterwelt. Dies ist der Kerngedanke unserer Umsetzung. Gerade weil wir als Musical Fever selber einen Hauch von diesem Bohème-Gefühl heraufbeschwören, weil wir nachvollziehen können, wie aus der Erarbeitung eines Musicals ganz reale Dramen und Komödien entstehen können, sind wir wie gemacht dafür, „Moulin Rouge!“ umzusetzen.
Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber doch: Wir sind eine Gruppe, die aus Spass an der Sache ein Musical erarbeitet. In „Moulin Rouge!“ jedoch geht es um eine Gruppe, die dafür kämpft, ihr Musical zur Aufführung zu bringen und deren Existenz vom gelingen dieses Projekts abhängt. Wir werden somit nicht die Erwartung von ei- ner grossen „Puff-und-Fleisch-Show“ erfüllen, mit der sicher viele Zuschauer die Aula betreten werden, sondern wir wollen sie überraschen mit einem Stück, das sagt „Renn deinen Träumen hinterher oder lass sie entwischen, langweile dich und verpasse dein Leben!“
Der Regisseur des Films „Moulin Rouge!“, Baz Luhrman, hat in einem Interview auf die Frage, wieso er bei einer altmodischen Inszenierung (Jahr 1899) zeitgenössische Musik einsetzt, geantwortet, dass er damit die Stimmung erzeugen will, die im Moulin Rouge für die Leute von damals herrschte: Exzessive Party, puures Vergnügen und hemmungsloses Abtanzen. Die Musik von damals würde beim heutigen Publikum keineswegs diese Wirkung erzeugen.
In der Musik kann die Vielseitigkeit des Nachtklubs Moulin Rouge, für die er berühmt war, wunderbar aufgezeigt werden. Das Medley-Konzept (siehe Hintergrundwissen -> Medley), mit dem auch im Film von Baz Luhrman gearbeitet wird bietet dazu eine optimale Grundlage. Da mit diesem Projekt ein überwiegend jugendliches Publikum angesprochen wird und seit dem Film wieder 10 Jahre vergangen sind, müssen andere, „aktuellere“ Songs miteinbezogen werden. Bei der Auswahl der neuen Songs wurde ein möglichst grosses Spektrum in den Musikgenres angestrebt, um der Vielseitigkeit, die schon angesprochen wurde, gerecht zu werden. Ausserdem müssten die Songs, entsprechend der Aussage von Baz Luhrman, beim jugendlichen Publikum ihre Wirkung erzielen, weshalb auch Psytrance und Electronic eingebaut wird. Die übrigen Songs finden sich in den Genres Pop, Rock, Hip-Hop, Latin, Balkan, Musical, Jazz, Gospel, Tango, Milonga und Klassik.
Grundsätzlich spielt während des ganzen Stücks Musik, ob das Solostücke, Chorstücke, Szenenmusik oder Rezitative sind. Gewisse musikalische Motive kommen auch, leicht abgeändert, mehrmals vor (Leitmotivik).
Zuerst zu den Kostümen der Moulin Rouge-Tänzerinnen. Sie folgen einem simplen Farbschema mit kräftigen, komplementären Farbtönen. Pro Kostüm sind maximal zwei Farben erforderlich. Die Textilien sind beweglich und dynamisch, fliegende Röcke unterstreichen die wilden Tänze der Showgirls. Um jeglichen Assoziationen mit Prostituierten vorzubeugen, werden die Kostüme nichts Freizügiges oder Vulgäres an sich haben, sondern setzten auf das Motto „Erotik im Geheimnis“: Aufreizend ist nicht nackte Haut, sondern die Möglichkeit, dass unter einem edlen Stoff blasse seidene Haut zu finden wäre.
Die Bohemians und die ganze Moulin Rouge-Crew zeichnen sich durch individuelle, dem jeweiligen Charakter angepasste Kleidung aus.
Die Gäste des Moulin Rouge sind nicht wie im Film monotone befrackte Reiche, sondern etwas edler aufgemachte Bohemians.
Das Bühnenbild benutzt den Vorhang als ein Symbol für das Theater und den Traum vom Starsein. Die Bühne selbst zeigt einen unkonkreten Raum mit mehreren Spielorten, Plattformen, Türen und Auf- und Abgängen. Durch Möbel und Requisiten kann ein Ort auf der Bühne zu Garderobe, Wohnung oder Schlafzimmer werden. Das Orchester ist sichtbar auf der Bühne und wird von den Figuren des Stücks nicht ignoriert, sondern ist sozusagen das wirkliche Orchester des Moulin Rouge.